Die Freie Reichsstadt des Heiligen Römischen Reiches (6. bis 17. Jhd.)

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Die Freie Reichsstadt des Heiligen Römischen Reiches (6. bis 17. Jhd.)

Die aufeinanderfolgenden Erweiterungen der Stadt im Mittelalter sind noch an den jeweiligen Stadtmauern erkennbar. Die letzte Erweiterung markierte bis 1871 die Stadtgrenze.

Der Niedergang des Römischen Reiches führte zu einem Rückgang der Bevölkerungszahl. Erst nach mehreren Jahrhunderten der Abschottung erlebte Straßburg aufgrund seiner Verwaltungspolitik und seiner geografischen Lage eine Renaissance.

Am Ende des 10. Jahrhunderts erhielt der Bischof vom Kaiser die Hoheit über die Stadt, was zu einem Aufschwung des Handels und der städtischen Entwicklung führte. Die Stadt florierte innerhalb des restaurierten römischen Schutzwalls. Die Bautätigkeit am Münster begann und durchschnitt die einstige „Via principalis“ (Rue du Dôme). Außerhalb der Ringmauer des ehemaligen Römerlagers erstreckte sich die Stadt auf rund dreißig Hektar in südwestliche Richtung.

1262 wurde Straßburg Freie Reichsstadt des Heiligen Römischen Reiches und als solche einem Magistrat unterstellt. Für die Verteidigung sorgten mächtige Schutzwälle. Das Machtzentrum der kleinen Republik war die „Pfalz“, ein Gebäude, das 1322 an der heutigen Place Gutenberg errichtet wurde. Zwei weitere Gebäude kamen hinzu: 1462 die Kanzlei und 1507 das Palais de la Monnaie. Die kirchliche Macht, die sich unter dem bischöflichen Stadtregiment auf den Münsterplatz und den Schlossplatz konzentriert hatte, wurde verdrängt.

Die Viertel, in denen sich die für das städtische Leben unerlässlichen Zünfte angesiedelt hatten, wurden durch eine Stadtmauer geschützt (Quai des Bateliers, Rue d’Or und Rue Bouchers). Um den von zwei Ill-Armen umflossenen Stadtkern auf der Grande Île wurde ein Wall mit einem Wehrgang und Türmen errichtet, von denen zahlreiche eckig waren wie die der Ponts Couverts, die bis heute das Stadtbild Straßburgs prägen. Im nördlichen Teil des Stadtkerns wurde auf beiden Seiten der Ill ein Wall mit einem Niederwall, die „Fausse-Braie“, errichtet, in dessen Mitte auf einem Erdwall eine Mauer mit Tortürmen gebaut wurde („Faux Rempart“).

Am Ende des 14. Jahrhunderts wurden die Vororte im Westen und Nordwesten durch eine neue Befestigungsmauer geschützt, die der vorherigen glich und über drei Eingangstore verfügte (Faubourg National, Faubourg de Pierre und Porte de Saverne).

Die letzte Erweiterung im Mittelalter diente der Verteidigung des strategischen Zugangs der Stadt zum Rhein. Das Viertel Krutenau im Südosten der Grande Île lag dem Rhein am nächsten, was hier zum Bau einer Stadtmauer führte.

Das Stadtgefüge veränderte sich nach dem Abriss einiger Klöster, Kirchen und Friedhöfe, die sich alle intra muros befanden. Die ersten „Verschönerungen“ ließ der Magistrat am Zentrum des damaligen städtischen Lebens vornehmen, der Place Gutenberg. Die Kirche St-Martin wurde 1529 mitsamt ihrem Friedhof abgerissen, an ihre Stelle trat 1585 der „Neubau“, die heutige Chambre de Commerce, ein städtisches und kaufmännisches Gebäude im reinen Stil der Renaissance.

Ab 1576 wurde die Stadt nach außen umstrukturiert, um ihr Verteidigungssystem den neuen Belagerungstechniken anzupassen. Das Stadtbild Straßburgs veränderte sich. Die Befestigungsmauer wurde im 17. Jahrhundert mit aufeinanderfolgenden Verteidigungsbauwerken wie dem Vauban-Wehr modernisiert. Nach den Erweiterungen der Stadtmauer erstreckte sich die Stadt am Ende des 15. Jahrhunderts über 202 Hektar, was sich bis 1871 nicht mehr ändern sollte.