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Null Pestizide und die Stadt verändert ihre Natur!
Null Pestizide und die Stadt verändert ihre Natur!
2008 entschied die Straßburger Stadtgemeinschaft, bei der Pflege ihrer Parks und Grünflächen gänzlich auf Pestizide zu verzichten. Das Projekt „Null Pestizide“ wurde mit der Unterstützung der Wasseragentur Rhein-Maas auf den Weg gebracht.
Dabei steht viel auf dem Spiel: es gilt, unser aller Gesundheit, unser Trinkwasser und die Natur um uns herum zu schützen. Es geht um mehr Lebensqualität.
Neues Vorgehen
Nachdem der Beschluss gefasst war, mussten die für die Grünflächen zuständigen Stadtangestellten zunächst einmal neue, teils zeitaufwändige gartenbauliche Techniken erlernen. Wenn das Unkraut zum Verbündeten wird, wenn man der Natur mehr Raum in der Stadt lässt und Alternativen zu chemischen Pflanzenschutzmitteln ausprobiert, dann kommt das einer kulturellen Revolution gleich. Allerdings liegen die Vorzüge auf der Hand.
Alternativen zur chemischen Keule
Mehrere Methoden kommen heute zur Anwendung. In der Praxis zeigt sich, dass jede ihre Vor- und Nachteile hat. So rückt man dem Unkraut mit Bürstensystemen, Gasbrennern und Dampfgeräten zu Leibe. Außerdem versucht man, durch eine geschickte Auswahl der Pflanzen, durch Mulchen, Abdecken mit Stroh und das Anlegen von Wiesen den Aufwand beim Unkrautjäten so weit wie möglich zu reduzieren.
Spezifische Pflege für die jeweilige Grünfläche
Ziergärten, Parks und Plätze: anstatt diese verschiedenartigen Anlagen alle gleich zu behandeln, erhält jede einzelne ihre spezielle Behandlung, und zwar abhängig von ihrer Nutzung, ihren Eigenschaften und der Zahl der Menschen, die sie aufsuchen.
In Straßburg unterscheidet man zwischen sechs verschiedenen Arten von Grünflächen:
- Anlagen mit Blütenpflanzen (Tröge, Kästen, Blumenampeln),
- gärtnerisch gestaltete Grünflächen (klassische Parks und Gärten, Rabatten bei Denkmälern, öffentlichen Gebäuden, Kirchen, usw.),
- städtisches Grün innerhalb von Stadtvierteln (stark frequentierte öffentliche Plätze),
- städtische Grünanlagen und städtisches Grün zwischen Stadtvierteln (Promenaden, Böschungen, usw.),
- ausgedehnte Grünflächen, die natürlich oder ländlich wirken sollen,
- Grünflächen mit Biotopfunktion (Tier- und Pflanzenschutz).
Die Art und Häufigkeit von Pflegemaßnahmen wie die Bewässerung, das Ausbringen von Dünger oder der Schnitt richten sich also nach der Grünfläche. So wird man in einem Blumenbeet aus ästhetischen Gründen häufig Unkraut jäten. In einem Naturschutzgebiet dagegen wird man den toten Baum gerne stehen lassen, weil er den Wert des Ökosystems erhöht.
Auf dem Gebiet der Eurometropole Straßburg unterscheidet man drei Arten von Grünanlagen:
- den Boden um Straßenbäume,
- öffentliche Straßen,
- bestimmte Sportanlagen.
Die öffentlichen Straßen werden gefegt. Der Boden um Straßenbäume ist entweder mit Rindenmulch abgedeckt oder bepflanzt, Unkräuter dürfen hier ruhig wachsen.
Auch Sie können etwas tun!
Wenn Sie selbst auf ihrem Balkon oder ihrer Terrasse gärtnern oder sogar einen eigenen Garten besitzen, sollten Sie lernen, wie Sie völlig ohne Chemie auskommen können. Mit ein paar einfachen Kniffen und Tricks, einem bisschen Fachwissen und etwas Fingerspitzengefühl können Sie die Natur zu Ihrem Verbündeten machen.
Tipps finden Sie im "Petit manuel du jardinage au naturel" (Kleines Handbuch für naturnahes Gärtnern – nur auf Französisch verfügbar) mit seinen praktischen Anleitungen.
PDF - 5MB
Um im eigenen Garten künftig auf synthetischen Dünger und Pestizide verzichten zu können, genügen ein paar einfache Maßnahmen:
- gießen Sie kochendes Wasser auf Pflanzen, die zwischen den Gehwegplatten wachsen,
- benutzen Sie Hacke und Messer, um Unkraut samt Wurzel zu entfernen,
- bedecken Sie den nackten Boden mit Rinde, Stroh oder Hackschnitzeln,
- gestalten Sie Ihren Garten anders, z.B. mit Wegen aus Kies oder Sand,
- kompostieren Sie Ihre Bioabfälle,
- pflanzen Sie einheimische Gewächse,
- kombinieren Sie Pflanzenarten, die sich gut miteinander vertragen,
- locken Sie Bienen und Hummeln an,
- bauen Sie Ihre eigenen Schneckenfallen mit Bier und Asche,
- sorgen Sie dafür, dass Nützlinge wie Igel und Marienkäfer sich in ihrem Garten heimisch fühlen - diese Tiere haben Schnecken und Blattläuse zum Fressen gern,
- legen Sie Netze gegen Insekten über Ihr Möhrenbeet oder über ihre Obstbäume.
Angebrochene Behälter mit Pflanzenschutzmitteln oder Dünger werden Sie bei der Annahmestelle für Sonderabfälle (auf Französisch) los. Diese Stoffe sind gefährlich, dürfen nicht in die Natur gelangen und müssen getrennt entsorgt werden. Keinesfalls dürfen Sie sie einfach in den Hausmüll werfen!