Place Gutenberg

Der Sankt Martinsplatz, administratives und politisches Zentrum Straßburgs

Vom Mittelalter bis in das 18. Jahrhundert hinein schlug das politische und administrative Herz der Stadt rund um die Pfalz am ehemaligen Sankt Martinsplatz (heute Place Gutenberg). Die Gutenberg-Statue befindet sich seit 1840 vor dem Neubau.

Eine Entscheidung des Magistrats von 1321 verlieh diesem Ort, an dem sich bereits die Sankt Martinskirche und deren Friedhof befanden, eine bedeutende politische Rolle. An diesem Datum beschloss die von der bischöflichen Vormundschaft befreite Stadt, hier ihr Rathaus zu errichten, die sogenannte Pfalz. Dieses imposante gotische Gebäude mit vier Ecktürmchen, dessen Modell im historischen Museum zu bewundern ist, wurde der Sitz des Magistrats und der Stadträte. Das Kanzleigericht, in dem die Verwaltung untergebracht werden sollte, kam 1462 hinzu; die Münzprägeanstalt ließ sich 1507 in unmittelbarer Nähe nieder.

Durch den Abriss der Sankt Martinskirche und des Friedhofs während der Reformation (1529) entstand ein Platz (Marché-aux-Herbes), der im Westen bald von der monumentalen Renaissancefassade des 1585 abgeschlossenen „Neubaus“ gesäumt wurde. Auf der Seite der Rue du Vieux-Marché-aux-Poissons erhob sich seit 1575 der imposante „Fischbrunnen“ im gleichen klassischen Stil.

Eine Statue zu Ehren Gutenbergs

In einem Zeitraum von nur 60 Jahren verschwand dieses bemerkenswerte Ensemble, in dem das bürgerliche und gerichtliche Herz der mittelalterlichen Renaissancestadt schlug, beginnend mit der Münzprägeanstalt, die 1738 zerstört wurde. 1781 wurde die Pfalz Opfer des Plans Bondel sowie ihres gotischen Stils, der damals als altmodisch galt. Das Kanzleigericht wurde 1686 durch einen Brand beschädigt und nicht mehr restauriert; es wurde 1800 schließlich abgerissen. Einzig der Neubau hat die Jahrhunderte überlebt; 1781 wurde das Gebäude anstelle der Pfalz das neue Rathaus. Der Brunnen verschwand erst 1841.

Der neu hergerichtete, mit Beeten und Bäumen verschönerte Platz wurde 1840 anlässlich der Vierhundertjahrfeier der Erfindung der Druckerpresse durch Gutenberg in Gutenberg-Platz umbenannt. Dieser hatte zwischen 1434 und 1444 in Straßburg gelebt und gearbeitet. Seine Bronzestatue, ein Werk des Bildhauers Pierre Jean David d’Angers, überragt heute den Platz, der im 20. Jahrhundert nochmals umgestaltet wurde.